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Wie werden Spielkarten hergestellt?

Ihr kennt die Spielregeln für euer Lieblings-Kartenspiel in und auswendig, könnt Karten mischen, wie die Profis und wisst genau, welche Creatives wir im Online-Shop haben? Ihr scheint ganz schöne Expert:innen zu sein… Aber habt ihr euch nicht auch schon immer gefragt: Wie werden Spielkarten eigentlich hergestellt?

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Ein Bogen Spielkarten läuft durch eine Druckmaschine.

Vom Papier bis zum Trumpf: Wir nehmen euch heute mit auf eine Reise an den Anfang. Dafür haben wir uns den Spielkarten-Kenner eingeladen. Und ihn mit Fragen bombardiert. A warm welcome to Jirs Huygen – Maitre Cartier.


Bicycle: Hallo Jirs! Vielen Dank, dass du dir etwas Zeit für uns und unsere Leser:innen genommen hast!

Wie wäre es mit einer kleinen Vorstellung deinerseits, um dich und deine Arbeit besser kennenzulernen? Denn du arbeitest in einer Spielkartenfirma. Und das klingt nach einem sehr spaßigen und aufregenden Job! Für viele sicher ein Traumjob! Wie kam es dazu, dass du heute für die berühmteste Spielkarten-Marke der Welt arbeitest?

Jirs Huygen: Um ehrlich zu sein war das alles gar nicht so geplant.
Aber dafür muss ich kurz ausholen: Als ich angefangen hatte bei der Cartamundi Group zu arbeiten war ich zunächst als Grafik Designer tätig. Ich war also verantwortlich für die Gestaltung von Spielen und Spielkarten. Ich habe aber schnell eine Leidenschaft speziell für Spielkarten entwickelt. Vor allem für die Historie und typische Gestaltung. Daraufhin wurde ich “Business Developer” für kundenspezifische Decks – für Magier:innen, Kartenkünstler:innen und Sammler:innen. Während dieser Zeit war ich für den Verkauf von individuellen High-End-Spielkarten verantwortlich. Und auch da wuchs mein Interesse, meine Passion für Spielkarten und deren Vielfalt enorm. Das hat dann dazu geführt, dass ich heute als Maitre Cartier neben Bicycle auch viele andere Marken der Cartamundi Group betreue.

Eine spannende Reise bis hierhin – und ich bin dankbar, dass es so gekommen ist.

Eine Bicycle-Karte besteht tatsächlich aus 9 Schichten!

Jirs Huygen, Maitre Cartier Cartamundi Group

B: Was sind deine täglichen Aufgaben als Maitre Cartier?

J: Ich würde nicht sagen, dass es einen „Standard“-Arbeitstag gibt. Jeder Tag ist anders. Aber meine Hauptaufgaben würde ich so zusammenfassen: Ich halte die Vernetzung zu verschiedensten Spielkarten-Communities, entwickle Innovationen im Spielkartenbereich, trage zu unserem „Global Brand Portfolio“ bei, gebe Lehrgänge und bin eine wichtige Ansprechperson für die Cartamundi Group in Sachen Spielkarten.

B: Was würdest du sagen ist das Beste an deinem Job?

J: Ich glaube mich mit anderen Menschen zu vernetzen, die eine mindestens genauso große Leidenschaft zum Thema Spielkarten haben, wie ich. ;)

B: Dann lass uns doch mal tiefer ins Thema “Spielkarten” eintauchen. Denn letztendlich fragen wir uns sicher alle: Wie werden überhaupt Spielkarten hergestellt? Und ich bin mir sicher, dass viele unserer Leser:innen bisher dachten, dass eine Spielkarte einfach ein Stück bedrucktes Papier ist. Aber jetzt kommt die Überraschung! Eine Bicycle-Spielkarte besteht tatsächlich aus 9 (!) Schichten! Könntest du uns sein bisschen mehr dazu erzählen? Welche Materialien werden dafür verwendet? Und was hat es mit den vielen Schichten auf sich?

J: Zuerst einmal: Stimmt! Eine Bicycle-Karte besteht tatsächlich aus 9 Schichten. Eine Schicht Kleber, zwei Schichten Papier, zwei Schichten Papier-Überzug, zwei Schichten Tinte und zwei Schichten Lack. Die beiden Papier-Schichten werden mit einem Überzug bestrichen, der die Brillanz, Geschmeidigkeit und andere Druck-Eigenschaften aufrechterhält. Die Papier-Schichten werden dann zusammengeklebt – mit einem blickdichten bzw. lichtundurchlässigen schwarzen Kleber. Somit hätten wir dann die Basis der Spielkarte – unseren Spielkarten-Karton. Der wird dann von beiden Seiten bedruckt und mit unserem Air-Cushion®-Finish versiegelt. Dieser Lack ist extra so entwickelt worden, dass er Feuchtigkeit und Dreck abhält und zusätzlich geschmeidig in der Hand liegt.

B: Wie sieht denn der typische Produktions-Zyklus einer Bicycle-Spielkarte aus? Könntest du uns da einen kleinen Überblick geben?

J: Klar doch! Der erste Schritt ist die Herstellung unseres Spielkarten-Kartons (wie oben schon erklärt). Zwei behandelte Papierbögen werden zusammengeklebt und auf große Rollen gebracht. Dann kommt der Kleber. Und in diesem Klebe-Prozess entscheidet sich viel, denn die Charakteristika des Spielkarten-Kartons (z.B. Festigkeit, Dicke, etc.) hängen davon ab. Diese Rollen kommen dann in unsere Web-Presse, eine Art Rollendruckmaschine. Dort wird beidseitig gedruckt und versiegelt. Diese Presse kann man sich wie eine alte Maschine für den Zeitungsdruck vorstellen. Daher ist es uns auch möglich viele Karten in kurzer Zeit durchgängig zu drucken.

Nachdem die Karten mit ihrem Design bedruckt wurden, wird die Papierrolle in Papierbögen geschnitten, die 56 Karten enthalten (4x 13 Karten, 2 Joker und 2 zusätzliche Karten). Diese Bögen bekommen dann das besondere Air-Cushion®-Finish – deshalb liegen Karten von Bicycle auch so toll in der Hand. Später werden die Bögen erst in Streifen, dann in einzelne Karten geschnitten. Die Karten werden gestapelt und mit einer schützenden Cellophan-Hülle versiegelt, bevor sie in ihre Kartenschachtel kommen.

Et voilá: Ein Kartendeck von Bicycle!

B: Von der Idee bis zur Auslieferung – Wie lange dauert es ungefähr ein Spielkarten-Set zu produzieren? Und wie bist du in diesem Prozess beteiligt?

J: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn das Deck z.B. eine Kollaboration mit einer Marke oder Lizenz ist müssen viele Feedback- und Genehmigungs-Schleifen durchlaufen werden – das kann sich in die Länge ziehen. Zudem spielen die technischen Spezifikationen eine große Rolle: Wenn ein Kartendeck mehr als eine Spezialtechnik (z.B. Embossing, Glanzfolie,…) benötigt kann auch das die Produktionszeit verlängern. Aber wenn wir von einem normalen Kartendeck von Bicycle ausgehen, würde ich einen Monat für Gestaltungsarbeit und Konzept schätzen. Zudem kommen noch sechs Wochen Produktionszeit dazu. 
Ich persönlich bin in diesem Prozess hauptsächlich im Konzept und der Ideenfindung involviert. 

B: Inwieweit ändert sich dieser Zeitplan, wenn externe Designer:innen in den Entstehungsprozess einbezogen werden?

J: Ehrlich gesagt nicht allzu sehr. Solange das Design-Briefing klar ist sind externe Designer:innen oft genauso schnell, wie unsere internen Gestalter:innen.

Geschätzt würde ich sagen, dass unsere Fabriken zusammen pro Tag Kartendecks im Millionenbereich herstellen.

Jirs Huygen, Maitre Cartier Cartamundi Group

B: Hast du auch ein Lieblings-Creative-Deck? Und wenn ja – warum?

J: Oh ja! Ich liebe das „Bicycle Brosmind’s Four Gangs“-Deck! Es ist die zweite Zusammenarbeit mit dem spanischen Design-Studio „Brosmind“ und ich finde es fantastisch! Ich bin ein Riesenfan ihrer Illustrationen und dieses Deck ist wirklich großartig geworden. Checkt es unbedingt mal aus!

B: Jetzt kannst du mal ein bisschen angeben: Welchen Rekord haltet ihr im täglichen Produzieren von Spielkarten?

J: Tricky one… Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass wir mindestens 4 Spezialfabriken im Bereich „Spielkarten“ betreiben. Diese laufen in zwei oder drei Schichten. Geschätzt würde ich sagen, dass unsere Fabriken zusammen pro Tag Kartendecks im Millionenbereich herstellen. Und rein hypothetisch gedacht: In jeder Fabrik haben wir eine Presse, die pro Stunde 60.000 Decks drucken kann. Das mal vier und 16 Stunden am Tag…
Da kommen wir bei ungefähr 3.840.000 Decks raus. Pro Tag.

B: Wow! Nicht schlecht…! Qualitäts-Prüfungen gibt es dabei sicher auch regelmäßig, oder? Gehört das auch zu deinem Job? 

J: Qualität steht bei uns ganz oben! Daher haben wir auch ein tolles Team von „Quality Control Officiers“, die in jedem Produktionsschritt regelmäßige Qualitäts-Checks durchführen.

B: Zusätzlich achten alle unsere Maschinenarbeiter:innen in der Fabrik sehr genau darauf täglich die beste Qualität zu gewährleisten.

J: Teil meines Jobs ist es nicht wirklich, aber ein gutes Auge zu viel hat noch nie geschadet ;) Ich freue mich immer zu helfen, wo ich kann.

B: Das glauben wir Dir sofort! Dann hab vielen Dank für deine Zeit und deine ehrlichen Antworten – bis bald!


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